Bloß nichts vergessen

Internationale Konferenz an der Leuphana untersucht Wege modernen Archivierens

Lüneburg, 11.01.2014 - Vom 15. bis 18. Januar veranstaltet das Post-Media Lab des Innovations-Inkubators der Leuphana Universität Lüneburg die internationale Konferenz "Taking Care of Things!". Die Teilnehmer wollen herausfinden, wie sich veränderte technische Möglichkeiten auf die Entstehung neuer Archive auswirken. In mehreren Arbeitsgruppen untersuchen die Wissenschaftler den Wandel von Archiven und archivierten Objekten. Enger Kooperationspartner ist das Lüneburger Stadtarchiv. Mit ausgewählten Programmpunkten und einer Mitmach-Aktion wenden sich die Veranstalter auch an die regionale Öffentlichkeit.

Jedes Handy stellt heutzutage potenziell ein Archiv des eigenen Lebens zur Verfügung, auf fast jedem privaten Computer werden Film- und Musikarchive angelegt oder Schriftwechsel in E-Mail-Archiven festgehalten. Jeder verfügt über einfache Möglichkeiten, fast alles als Video- oder Audiodatei aufzunehmen oder als Fotosammlung festzuhalten. Nicht nur Kulturtheorien werden durch die neue Situation in Frage gestellt, sondern auch Bereiche wie Recht, Naturwissenschaften und Design. Die Konferenz widmet sich der komplexen Dynamik und den Zusammenhängen solcher neuen Archive und untersucht die Folgen der Entwicklung für die traditionellen Archive.

Eine zentrale Frage richtet sich in diesem Zusammenhang auf den Lebenszyklus von Objekten. Einfaches Aufbewahren führt in der Regel dazu, dass die Dinge vergessen werden. Die Konferenz will zu neuen Formen der Auseinandersetzung mit den archivierten Objekten finden. Dazu wird für die Eröffnung der Konferenz im Stadtarchiv eine "Objektbank" eingerichtet. Besucher sollen sie nutzen, um zwischen dem 15. und 18. Januar Objekte zur weiteren Pflege und Behandlung - vielleicht sogar Archivierung - an das Stadtarchiv und die Teilnehmer der Konferenz zu übergeben. Die Objekte könnten sich dann später etwa in internationalen Projekten und Sammlungen wiederfinden. Eine Möglichkeit bieten die Verzeichnisse des belgischen Projektes "Active Archives" (Documenta13, Kassel), das - neben vielen internationalen Gästen - bei der Konferenz vertreten ist.

Im Rahmen der Konferenz finden einige öffentliche Veranstaltungen statt, zu denen Besucher herzlich willkommen sind:

Mittwoch, 15.1.
Eröffnung von "Taking Care of Things!" ab 18 Uhr im Stadtarchiv Lüneburg mit einem Vortrag der Künstlerin und Ingenieurin Kelly Dobson: "How to Break Things". Buchpräsentation der Post-Media-Lab Publikationsreihe im Anschluss an den Vortrag. Hier haben Interessierte die Möglichkeit, sich ihr Exemplar in einer temporären Bibliothek auf ihr digitales Lesegerät zu laden und mehr über digitale Bibliotheken zu lernen.

Freitag, 17.1.
"Screening Things" (21 Uhr, Ort: Zum Kollektiv, Scharffsches Haus, Heiligengeiststr. 38) ist ein informeller Filmabend, in dem kurze Videoarbeiten von Konferenzteilnehmern sowie Archivmaterial aus dem Stadtarchiv vorgestellt werden.

Samstag, 18.1.
"Parliament of Things" (13-17 Uhr, Stadtarchiv Lüneburg): In einem Messeformat werden die Ergebnisse der Konferenz-Arbeitsgruppen und andere Arbeiten in und um das Archiv ausgestellt und präsentiert. So gibt es zum Beispiel ein Lüneburg-Dérive, eine andere Tour durch Lüneburg, die in dem Archiv mündet. Beginn: 11 Uhr im Freiraum, Salzstraße 1, 21335 Lüneburg. Eine Anmeldung für die Tour wird erbeten unter der Adresse: http://tiny.cc/rhy98w.

"Taking Care of Things!" ist eine gemeinsame Veranstaltung des Post-Media Lab am Centre for Digital Cultures des Innovations-Inkubators der Leuphana Universität Lüneburg zusammen mit "Habits of Living" der Brown Universität in Providence, USA und dem Center for Internet & Society in Bangalore, India. Die Veranstaltung findet in enger Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Lüneburg statt. Die Konferenzsprache ist Englisch - Flüsterübersetzungen werden vor Ort angeboten.

Weitere Informationen zu den Teilnehmern und dem Programm unter www.postmedialab.org/taking-care-of-things.