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Grundstein für neues Leuphana-Hauptgebäude gelegt

Hansestadt, 09.05.2011 - Die Leuphana Universität Lüneburg bekommt ein neues Gesicht. Im Beisein von Niedersachsens Wissenschaftsministerin Johanna Wanka und Architekt Daniel Libeskind wurde am vergangenen Sonntag der Grundstein für das neue Zentralgebäude gelegt. Das neue Gebäude, das nach den Plänen des renommierten Architekten entsteht, soll das Kernstück der Campusentwicklung für die Lüneburger Modell-Universität werden. Die Baukosten sind mit knapp 60 Millionen Euro veranschlagt. Den Löwenanteil tragen der Bund und Land Niedersachsen, die Europäische Union sowie Hansestadt und Landkreis Lüneburg. Auch katholische und evangelische Kirche, die Jüdischen Gemeinden Niedersachsen und die Klosterkammer sind an der Finanzierung beteiligt.

Wie die Universität weiter mitteilte, wird das Gebäude unter der Regie der Leuphana erbaut. Die Fertigstellung ist für 2014 vorgesehen. Es verfügt über eine Gesamtnutzfläche von 13.000 Quadratmetern. Die Forschung nimmt gut die Hälfte des zur Verfügung stehenden Platzes ein. 2.800 Quadratmeter Fläche sind für ein Studierendenzentrum vorgesehen, 2.600 Quadratmeter für ein Seminarzentrum. Ein Auditorium Maximum soll Platz bieten für 1.200 Besucher.

Wissenschaftsministerin Wanka sagte zu Beginn des Festakts: "In Lüneburg wird jetzt ein einzigartiges Gebäude errichtet. Baukunst und moderne Zweckmäßigkeit verbinden sich auf besondere Weise miteinander und erhöhen die Anziehungskraft der Universität vor den Toren von Hamburg." An der Zeremonie nahmen zahlreiche Vertreter aus Politik, Kirche, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft teil, darunter der Bischof Norbert Trelle (Bistum Hildesheim) und Burkhard Guntau, Präsident des Landeskirchenamtes Hannover, Sigrid Maier-Knapp-Herbst, die Präsidentin der Klosterkammer, der 1. Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Niedersachsen, Michel Fürst, sowie Lüneburgs Oberbürgermeister Ulrich Mädge und Landrat Manfred Nahrstedt. Sie alle legten unterschiedliche Münzen in den Grundsteinbehälter. Begleitet wurde die Feier von den Lüneburger Sinfonikern unter Leitung von Urs Michael Theus.

8. Mai mit Bedacht gewählt

Die Grundsteinlegung am Gedenktag der Befreiung vom Nationalsozialismus war mit Bedacht gewählt. Die Leuphana befindet sich auf dem Gelände einer ehemaligen Wehrmachtskaserne. Mit dem Entwurf von Daniel Libeskind, der in Lüneburg nebenberuflich als Professor lehrt, soll ein Kontrapunkt gesetzt werden. Für seine Arbeit suchte der Architekt den intensiven Austausch mit Studierenden, um Wünsche und Vorstellungen der wichtigsten Nutzergruppe in die Entwicklung einfließen zu lassen. Mit dem Zentralgebäude sollen nun vorhandene Strukturen aufgebrochen werden. Es symbolisiere den freien Ansatz und die Vielschichtigkeit der Wissenschaft sowie Offenheit, Transparenz und demokratische Verpflichtung zugleich, teilte die Universität mit. Das Zentralgebäude eröffne "neue Wege des Zusammenspiels von Disziplinen, Gelehrten, sozialen Räumen, Präsentationsräumen und Ebenen des Kontemplativen", sagte Libeskind während der Grundsteinlegung.

Der achtgeschossige Neubau mit Innovations-, Forschungs- und Seminarzentren, Studierendeneinrichtungen, einem Café sowie modernen Multifunktions- und Ausstellungsflächen führt auch die unterschiedlichen Standorte der Leuphana auf einem zentralen Campus zusammen. Gleichzeitig dient das Auditorium Maximum des Gebäudes der Stadt Lüneburg als neue Stadt- und Kongresshalle und dokumentiert damit die zentrale Rolle der Hochschule im öffentlichen Leben.

Präsident Sascha Spoun, der mit dem Stiftungsratsvorsitzen Dr. Volker Meyer-Guckel den Grundstein gelegt hatte, nannte den Neubau "einen Meilenstein in der Entwicklung der Universität". Der Entwurf verfolge einen ästhetischen Anspruch, der unverkennbar sei und sinnbildlich für das neue Universitätsmodell stehe. Seit 2007 erneuert die Leuphana ihr Angebot in Forschung und Lehre fundamental. Ziel, so die Universität, ist die Entwicklung einer modernen Universität für die Zivilgesellschaft des 21. Jahrhunderts. Für ihr Modell, das weit über die Grenzen Lüneburgs Beachtung findet, ist die Leuphana bereits mehrfach ausgezeichnet worden.

Neues Zentralgebäude setzt Maßstäbe

Mit dem Gebäude sollen Maßstäbe im Bereich öffentlicher Bauten sowohl bei der Gestaltung als auch mit Blick auf Energieeffizienz gesetzt werden. Energieoptimiertes Bauen stehe dabei im Vordergrund. Technologische Innovationen, darunter Vakuumisolierverglasung, der Einbau von PCM (Phase Change Materials) sowie verschiedene Bausteine für eine nutzerabhängige Gebäudeleittechnik, sollen kennzeichnend für das neue Gebäude werden. Die aktuelle Konzeption orientiert sich an den Standards eines Net Zero Emission Buildings (NZEB). Nach der vollständigen Inbetriebnahme könnte in der Gesamtbilanz mehr Energie produziert als verbraucht werden.

Der Architekt

Daniel Libeskind wurde 1946 in Polen geboren und nahm 1965 die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Er studierte Musik in Israel  und in New York, wurde professioneller Musiker und wechselte später von der Musik zur Architektur. Sein Werk wird weltweit in Museen und Galerien ausgestellt und ist Thema zahlreicher internationaler Publikationen in verschiedenen Sprachen. Libeskinds Ideen beeinflussen viele Architekten und tragen maßgeblich bei zur Diskussion um die zukünftige Entwicklung von Städten und Kultur. Sein Architekturstudio gründete Libeskind 1989 in Berlin. Er übernahm Gastprofessuren unter anderem an den renommierten Universitäten Harvard und Yale. Er lehrte auch in Karlsruhe und Berlin, wo er einige Jahre wohnte. Im Juni 2007 nahm er den Ruf auf die nebenberufliche Professur an der Leuphana an.