Mörder von Birgit Meier gefunden?

Polizei legt neue Belege gegen Tatverdächtigen aus Fall von 1989 vor – Tatumstände weiter ungeklärt

Lüneburg, 04.10.2016 - Das mysteriöse Verschwinden der seit 1989 vermissten Birgit Meier aus Brietlingen-Moorfeld scheint um einen zentralen Punkt aufgeklärt zu sein. Wie die Polizei Lüneburg heute mitteilt, hätten neueste Erkenntnisse nahezu zweifelsfrei ergeben, dass ein bereits frühzeitig ins Visier der Ermittler geratener Lüneburger Friedhofsgärtner die damals 41-Jährige entführt hat und sie in der Folge zu Tode gekommen ist. Der Verdächtige hatte sich 1993 das Leben genommen, die Leiche von Birgit Meier wurde bis heute nicht gefunden. Doch jetzt ausgewertete DNA-Proben und weitere Indizien sprächen gegen den Friedhofsgärtner.

Im Sommer 1989 hatte Birgit Meier unter ungeklärten Umständen ihre Wohnung in Brietlingen-Moorburg verlassen, seither gilt sie als vermisst. Durch die Polizei Lüneburg wurden damals umfangreiche Ermittlungs- und Suchmaßnahmen in Gang gesetzt. So wurde unter anderem auch in der ZDF-Fernsehsendung
"Aktenzeichen XY-ungelöst" nach Frau Meier gefahndet. Hinweise zu ihrem Aufenthaltsort oder die Umstände ihres Verschwindens ergaben sich jedoch nicht. Dies änderte sich auch nicht in den Folgejahren, in denen die Polizei Lüneburg immer wieder neue Klärungsversuche unternahm.

Fall neu aufgerollt

Neue Bewegung kam in den ungelösten Fall im Spätsommer 2015, als Polizeipräsident Robert Kruse in Abstimmung mit dem Leitenden Oberstaatsanwalt Gerhard Berger die Ermittlungsgruppe "EG Iterum" zur Klärung des Falles einrichtete. Unter Leitung des erfahrenen Mordkommissionsleiters Richard Kaufmann aus Rotenburg/Wümme rollte die EG Iterum den Fall Birgit Meier noch einmal komplett auf und suchte nach neuen Ermittlungsansätzen.

Ihre Ermittlungen fokussierten sich schließlich wieder auf einen – bereits damals im Zentrum der Ermittlungen stehenden – seinerzeit 40-jährigen Lüneburger Friedhofsgärtner, der mit Birgit Meier bekannt war. Aufgrund der Gesamtumstände war der Mann nach Birgit Meiers Verschwinden verdächtig, damit in Verbindung zu stehen. Der Mann hatte sich allerdings in der Untersuchungshaft, in der er in anderer Sache einsaß, im Jahre 1993 selbst getötet, so dass es seinerzeit zu einer Einstellung des Ermittlungsverfahrens kam.

Aufgrund der neu aufgenommenen Ermittlungen kann nach Einschätzung der Polizei dieser Tatverdacht nun mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit bestätigt werden. Die EG Iterum arbeitete das gesamte vorliegende Akten- und Beweismaterial zum Vermisstenfall Birgit Meier in akribischer Kleinarbeit nochmals auf und ließ gefundene Spuren nach heute aktuellen wissenschaftlichen Methoden untersuchen. Ferner führte die EG Iterum auch diverse Suchmaßnahmen nach ihrem Leichnam durch. Außerdem wurden mehrere Exhumierungen vorgenommen, weil der damals Verdächtige zu Lebzeiten als Friedhofsgärtner tätig war. Die Suche ergab jedoch bis heute keine Hinweise auf einen möglichen Verbleib des Leichnams von Birgit Meier.

Forensische Untersuchungen brachten Durchbruch

Letztlich aber hätten laut Polizei die neuesten forensischen Untersuchungsmethoden bei der DNA-Bestimmung den entscheidenden Durchbruch gebracht: Auf einer damals im Haus des Tatverdächtigen sichergestellten Handfessel habe eine auswertefähige Gewebeanhaftung festgestellt und untersucht werden können. Die hierbei festgestellte DNA stimme mit höchster Wahrscheinlichkeit (99,9 Prozent) mit der DNA von Birgit Meier überein.

Polizei und Staatsanwaltschaft halten es deshalb für "sehr wahrscheinlich", dass der damals bereits tatverdächtige Friedhofsgärtner Birgit Meier entführt hat und sie hierbei aus nicht näher geklärten Umständen zu Tode gekommen ist. Anhaltspunkte dafür, dass der damals ebenfalls ins Visier der Fahnder geratene Ehemann mit dem Verschwinden von Birgit Meier zu tun haben könnte, haben sich durch die neuen Ermittlungen nicht ergeben. Auch der Verdacht gegen eine weitere Person gegen die wegen einer möglichen Beteiligung am Verschwinden Birgit Meiers ermittelt worden ist, konnte nicht erhärtet werden, so dass das Verfahren eingestellt wurde.

Auch für andere Gewalttaten verantwortlich

Der damalige Tatverdächtige komme nach übereinstimmender Einschätzung der Kriminalisten insbesondere aufgrund seines Persönlichkeitsprofils durchaus auch für andere schwere Gewalttaten in Frage, die er zu Lebzeiten begangen haben könnte. Obwohl er inzwischen über 20 Jahre tot ist, will die Polizei bei der Ermittlung anderer Altfälle diesen Aspekt einbeziehen.

"Unser Ansatz, weit zurück liegende, aber schwere Fälle, die noch ungeklärt sind, noch einmal mit neuen Augen und den neuesten technischen Möglichkeiten akribisch aufzuarbeiten, hat sich als absolut richtig erwiesen. Wir konnten in detaillierter Ermittlungsarbeit, verbunden mit den neuesten technischen Möglichkeiten, einen Fall mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit aufklären. Die neuen Ermittlungen haben zu einem überzeugenden Erfolg geführt. Dies wäre ohne die gute Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Lüneburg unmöglich gewesen. Auch die Unterstützung durch andere Polizeien und insbesondere das Gerichtsmedizinische Institut der Medizinischen Hochschule Hannover waren sehr gut. Der damit verbundene Aufwand ist nicht nur dadurch gerechtfertigt, dass Mord nicht verjährt und die Täter sich nie sicher fühlen dürfen. Wir wollen auch und gerade den Angehörigen von Tötungsopfern möglichst große Gewissheit darüber bringen, was mit ihren Verwandten passiert  ist", so Polizeipräsident Robert Kruse.