Aufgelesen: Sicherheit à la Telekom

10.08.2013 - Wie die "Landeszeitung" in ihrer heutigen Ausgabe berichtet, werden die Telekom und mit ihr auch der Internetprovider United Internet den E-Mail-Austausch ihrer Kunden sicherer machen. Hintergrund seien die Ausspähaktivitäten des US-amerikanischen Geheimdienstes NSA. Die Landeszeitung spricht von einem "Vorstoß", da die Mails künftig per SSL-Verschlüsselung durchs Netz transportiert werden sollen. Wirklich neu an der Meldung ist allerdings nur, dass jetzt auch die Telekom und United Internet mit seinen Diensten "web.de" und "gmx.de" diese Technik nutzt, die bei anderen Anbietern bereits gängiger Standard ist.

"Die SSL-Verschlüsselung macht E-Mails vor dem Zugriff von kriminellen Hackern sicherer. Vor staatlichem oder geheimdienstlichem Zugriff, wie jetzt durch die NSA geschehen, schützt sie nicht", sagt Torbjörn Bartels von der Lüneburger Piraten-Partei. Als Software-Spezialist weiß Bartels, wovon er spricht. Erst kürzlich hatten er und seine Mit-Piraten einen ganzen Abend lang über dieses Thema informiert und effektive Wege zur E-Mail-Verschlüsselung aufgezeigt (LGheute berichtete).

"Solange der Verschlüsselungscode für die E-Mails einzig dem Provider bekannt ist, solange sind E-Mails auch nicht wirklich sicher", sagt Bartels. Der Grund: Wenn der Provider die Naschrichten entschlüsseln kann, dann könnten das auch die Abhör-Spezialisten bei den Geheimdiensten. Zwar versichert die Telekom, dass die Daten ausschließlich auf Servern in Deutschland gespeichert würden und damit nicht dem direkten Zugriff durch US-Dienste ausgeliefert seien, allerdings würden die Mails hier auch nur unverschlüsselt abgelegt werden.

Wer also wirklich auf Nummer Sicher gehen will, dem empfiehlt Bartels die Verschlüsselungs-Sofware PGP. Hier könne ausschließlich der Empfänger die E-Mail lesen, da nur er über den aus heutiger Sicht tatsächlich unknackbaren Code verfügt. "Die Technik beruht auf einem komplizierten Primzahl-Algorithmus, und selbst wenn dieser bekannt sein sollte, würde es nochmals rund zwei Jahre dauern, um den mit dieser Technik erzeugten Schlüssel auch zu knacken", so Bartels. 

Dass die Telekom übrigens weit davon entfernt ist, einen "Vorstoß" getätigt zu haben, wie die "Landeszeitung" vermutet, machte die Online-Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bereits gestern deutlich. Sie zitierte Netzaktivisten, die das neue Telekom-Angebot als reine Marketing-Aktion kritisierten. Nach deren Auffassung würden jetzt lediglich bestehende Sicherheitslücken geschlossen.

Zur Erinnerung: Die Deutsche Telekom war ursprünglich ein staatliches Unternehmen. Noch heute ist der Bund Mehrheitsaktionär des immer noch größten Telekommunikationsunternehmens in Europa.