Aufgelesen: Donald Duck

18.06.2013 - Wie die "Landeszeitung" heute berichtet, dürfen sich die Lüneburger seit Neuestem über eine neue Skulptur am Alten Hafen freuen. Kein Geringerer als Henning Claassen, der sich Stück für Stück als Neu-Lüneburger, Unternehmer und Hotelier das historische Hafenviertel um den Alten Kran zu eigen gemacht und dort sein Bergström-Imperium errichtet hat, beglückte die Hansestädter und vor allem sich selbst jetzt mit einer lebensgroßen Bronze-Figur des amerikanischen Schriftstellers Mark Twain. Dieser sitzt seit ein paar Tagen bereits völlig deplatziert auf einer Bank an der Brausebrücke und muss den Anblick eines anderen Claassen-Geschenks an die Stadt ertragen: Unweit von ihm lassen sich in ähnlicher Pose drei Bronze-Kinder tagein, tagaus von einem Springbrunnen vollplätschern.

Bergström-Claassen liefert, wenn man der Landeszeitung Glauben schenken will, die Begründung auch gleich mit, warum er die Skulptur für Lüneburg für so unverzichtbar hält, dass er sie hier dauerhaft platzieren ließ: Er habe als Kind gern "Onkel Toms Hütte" gelesen. Da kann die Stadt wirklich dankbar sein, dass dem guten Mann damals keine Donald Duck-Hefte in die Hände gefallen sind.

Und ganz nebenbei: Streitet die Stadt nicht seit Monaten über die Errichtung eines Brunnens am Sande vor der IHK? Wo ist hier eigentlich die Stadt und die sonst so oft geforderte Beteiligung der Öffentlichkeit bei der Bestückung des öffentlichen Raums mit Kunstwerken geblieben? Welche Jury und welcher Kulturausschuss hat über die Freigabe des nicht ganz unbedeutenden Platzes an der Brausebrücke für diesen künstlerisch zumindest zweifelhaften Aufguss befunden? Offenbar ist es möglich, dass sich in dieser Stadt anscheinend jeder Hinz und Claassen seine eigene Scheinkunstwelt errichten kann.